Die AG Kirche für Demokratie stellt sich ohne Einschränkungen hinter den Brief des Landesjugendpfarramtes Sachsen.
Offener Brief an die Evangelische Jugend der Ev. Kirche Mitteldeutschlands
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Freundinnen und Freunde,
das Vorgehen der sächsischen Polizei am Morgen des 10. Augusts 11 hat bei uns ungläubiges Staunen und Sorge ausgelöst. Wir können die Durchsuchung der Wohn- und Diensträume Eures Jenaer Jugendpfarrers König, der JG-Räume, die Beschlagnahmung mehrere Gegenstände und eures JG-Busses vor allem in der bekannt gewordenen Form nicht nachvollziehen. Jugendpfarrer König wird des „aufwieglerischen Landfriedensbruch“ verdächtigt. Sächsische Jugendliche haben Pfarrer König und sein mutiges Engagement am 19. Februar 11 in Dresden wahrgenommen. Sie haben ihn als verantwortungsvoll Handelnden erlebt.
Ohne Zweifel kann in einem Rechtsstaat auf richterlichen Beschluss hin durchsucht werden. Andererseits darf erwartet werden, dass eine solche Maßnahme die Betroffenen einbezieht, Augenmaß behält und kirchliche Diensträume respektiert. Dazu gehört Sensibilität im Blick auf die angewandten Mittel und auf ihre Verhältnismäßigkeit. Diese und andere Mindestanforderungen wurden nach unserem Eindruck in Jena nicht erfüllt. Wir fragen uns, wie dieses Vorgehen motiviert ist. Sollen bereits jetzt mögliche Proteste gegen Rechtsextremismus im Februar 2012 durch Einschüchterung verhindert werden?
Für uns als Christen ist nicht nachvollziehbar, warum die Polizei gegen einen mutigen Pfarrer ermittelt, der sich für unsere Demokratie einsetzt und sich denen, die sie gefährden, mit einem klaren „Nein“ entgegenstellt.
Wir als evangelische Jugend in Sachsen möchten Euch daher unsere Solidarität bekunden und unseren Dank dafür aussprechen, dass ihr am 19. Februar 11 in Dresden ward. Es ist wichtig, dass wir als Christen versuchen mutig und friedlich Probleme und Konflikte anzusprechen und zur Lösung beizutragen. Das habt Ihr getan, danke!
Wir erwarten, dass die Hintergründe für diesen Polizeieinsatz offengelegt werden und Pfarrer König Genugtuung erfährt.
Und wir hoffen, dass Ihr Euch auch in Zukunft nicht davon abbringen lasst, Euch für Demokratie, Freiheit und Frieden einzusetzen.
Wir laden Euch ein, mit uns am 13. Februar 2012 erneut friedlichen Widerstand gegen Rechtextremismus zu leisten, wenn dies nötig werden sollte, und am Abend in der Frauenkirche zur Nacht der Lichter innezuhalten.
Tobias Bilz
Vorsitzender der Landesjugendkammer Sachsens
Sebastian Gunkel
stellv. Vorsitzender der Landesjugendkammer Sachsens
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Susanne Feustel
Landesjugendpfarramt
Referat Schulbezogene Jugendarbeit
Caspar-David-Friedrich-Straße 5
01219 Dresden